Welche Faultier-Arten gibt es und was macht sie so besonders. Tauche ein in eine Welt der Langsamkeit
Faul? Auf keinen Fall! Auch wenn sich das Faultier in Zeitlupe von Ast zu Ast hangelt, so trägt es seinen Namen zu Unrecht – denn Faultiere sind wahre Meister im Energiesparen. So haben sie sich perfekt an ihre Lebensbedingungen angepasst.

- Steckbrief Faultier (Folivora)
- Klasse
- Säugetiere (Mammalia)
- Ordnung
- Zahnarme (Pilosa)
- Familie
- Dreifingerfaultiere (Bradypodidae) und Zweifingerfaultiere (Choloepidae).
- Verbreitung
- Mittelamerika, Norden und Osten Südamerikas
- Nahrung
- Blätter, Knospen, Zweige, manchmal Früchte
- Besonderes
- Faultiere sind super Kletterer - ihre Arme und Beine stellen die perfekten Kletterhaken dar. Die langen Krallen und sichelförmigen Klauen verhaken Faultiere so ineinander, dass sie selbst im Tiefschlaf nicht von den Bäumen fallen.

Warum ist das Faultier so faul?
Das Faultier ernährt sich von sehr nährstoffarmen Blättern und hat dadurch extrem wenig Energie zur Verfügung. Auf schlaue Art nutzt es diese Energie aber optimal (im Zeitlupentempo, niedrige Körpertemperatur). Früher dachte man, dass Faultiere den Großteil des Tages verschlafen. Heute weiß man, dass dieser Regenwaldbewohner weit weniger schläft als bisher angenommen: nur 9,5 Stunden am Tag. Es hängt nämlich auch einfach so gerne regungslos im Baum, ohne wirklich zu schlafen.
Ein paar der nächsten Verwandten des Faultieres, die Ameisenbären, leben übrigens auch einen gemütlichen Lebensstil. Vielleicht liegt dieses gelassene Verhalten bei den sogenannten Nebengelenktieren also einfach in der Familie?
Eine Folge der Gemütlichkeit: Faultiere haben deutlich weniger Muskeln als andere Tiere. Dafür ist ihr Magen im Verhältnis besonders groß. Er macht 1/3 des Körpergewichts aus.
FAQ: Schnelle Antworten auf kurze Fragen
Können Faultiere schwimmen?
Ja, Faultiere können tatsächlich sehr gut schwimmen. Obwohl sie sich an Land nur sehr langsam und unbeholfen fortbewegen, sind sie im Wasser überraschend geschickt. Sie nutzen ihre langen Arme, um sich wie beim Kraulschwimmen vorwärtszubewegen. Außerdem sorgt die im Verdauungssystem enthaltene Luft für Auftrieb, ähnlich wie ein Schwimmreifen, was ihnen das Schwimmen erleichtert.
Was ist die häufigste Todesursache bei Faultieren?
Einmal die Woche klettern Faultiere von den Bäumen, um am Boden Kot abzulegen. Hier sind sie besonders unbeholfen und auch nicht so gut getarnt. Eine leichte Beute für Jaguare, Anakonda und andere Fressfeinde. Man könnte also sagen: Der Toilettengang ist die häufigste Todesursache beim Faultier.
Haben die Faultiere mehr als 7 Halswirbel?
Nein: Faultiere haben wie alle anderen Säugetiere 7 Halswirbel. Die zusätzlichen Wirbel, mit denen sie ihren Kopf bis zu 270° drehen können, sind Brustwirbel ohne Rippen.

Grünes Fell? Bei Faultieren ganz normal!
Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man einen grünlichen Schimmer im Fell des Faultiers. Dieser kommt daher, weil das Fell ein eigener kleiner Lebensraum ist: Motten, Fliegen, Käfer und weiteres kleines Krabbelgetier, sie alle haben dort ein flauschiges Zuhause gefunden. Deren Anwesenheit sorgt dafür, dass sich im Fell des Faultiers ebenfalls gerne Algen anlagern. Diese bringen dem Faultier zwei Vorteile: Zum einen ist es durch den grünlichen Farbton schwerer in den Baumwipfeln auszumachen, zum anderen sorgen die Algen für einen gesunden und praktischen Snack zwischendurch, praktisch oder? Übrigens: Faultiere sind die einzigen Säugetiere mit grünem Fell auf der Welt – auch wenn das Fell natürlich nicht von sich aus grün ist. Interessant ist auch die Lage ihres Scheitels. Dieser verläuft über den Bauch, damit das Regenwasser so gut abfließen kann.

Der Baum ist der beste Freund des Faultiers
Faultiere können sich am Boden nur sehr schlecht fortbewegen und sind gegen Angreifer schutzlos. Am Boden krabbeln sie recht unbeholfen auf den Unterarmen und Sohlen der Hinterbeine vorwärts. Sie begeben sich in richtige Lebensgefahr, wenn sie die Bäume verlassen. Sie machen das deshalb nur sehr selten, und meistens um ihren Kot abzulegen – und das kommt nur etwa einmal in der Woche vor. Faultiere haben nämlich auch eine sehr laaangsaaame Verdauung. Zweifingerfaultiere machen sich diese Mühe aber erst gar nicht und lassen den Kot einfach nach unten fallen.
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Dreifinger Faultiere versus Zweizehenfaultiere
Faultiere gehören zu zwei Familien: den Dreifinger-Faultieren (Bradypodidae) und den Zweifinger-Faultieren (Choloepodidae). Die Unterscheidung basiert auf der Fingeranzahl an den Vorderbeinen – drei bei Dreifinger-, zwei bei Zweifinger-Faultieren. An den Hinterbeinen besitzen beide Gruppen jeweils drei Zehen.
Unterschiede in Verhalten und Körperbau
Zweifinger-Faultiere sind größer, schwerer und meist nachtaktiv, während Dreifinger-Faultiere auch tagaktiv sein können. Bei Dreifinger-Faultieren sind die Vorderbeine länger als die Hinterbeine, was ihnen beim Klettern hilft. Zweifinger-Faultiere haben annähernd gleichlange Gliedmaßen.
Anpassung an das Leben in den Bäumen
Beide Familien leben kopfüber in den Baumkronen tropischer Regenwälder Mittel- und Südamerikas. Ihre langsamen Bewegungen und das grünlich schimmernde Fell, das durch Algenbewuchs entsteht, dienen der Tarnung. Nur bei Dreifinger-Faultieren ist bekannt, dass sie die Algen auch fressen.
Unterschiede in der Ernährung
Dreifinger-Faultiere ernähren sich ausschließlich pflanzlich, vor allem von Blättern, Blüten und jungen Trieben. Zweifinger-Faultiere haben eine abwechslungsreichere Kost, die auch Früchte, Insekten und Vogeleier umfassen kann.
Fortpflanzung und Tragzeit
Die Tragzeit beträgt bei Dreifinger-Faultieren etwa 4–6 Monate, bei Zweifinger-Faultieren 6–11 Monate. In beiden Fällen wird meist ein Jungtier geboren, das sich nach der Geburt am Bauch der Mutter festklammert.
Insgesamt zeigen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Dreifinger- und Zweifinger-Faultieren, wie vielfältig und speziell die Anpassungen dieser Tiere an ihr Leben in den tropischen Regenwäldern sind. Sie sind faszinierende Beispiele für die Evolution und Anpassung von Säugetieren an besondere Lebensräume.
Die Familie der Dreifinger-Faultiere
Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus)
Diese Art ist eine der bekanntesten Dreifinger-Faultiere. Sie wird 42–80 Zentimeter groß, wiegt 2,3–5,5 Kilo und lebt von Costa Rica bis Brasilien. Das zottelige Fell mit einem braunen Kehlfleck und dunklem Augenstreif dient der Tarnung. Es verlässt den Baum nur selten, überwiegend einmal pro Woche zum Kotabsetzen. Obwohl das Braunkehl-Faultier in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets noch häufig vorkommt, ist es durch die Abholzung der Regenwälder und den Verlust seines Lebensraums bedroht.
Weißkehl-Faultier (Bradypus tridactylus)
Das Weißkehl-Faultier lebt im nordöstlichen Südamerika. Es ist an seiner gelblich gefärbten Kehle erkennbar und ernährt sich von Blättern, Blüten und Trieben. Das Weißkehl-Faultier ist ein Einzelgänger und bewegt sich, wie alle Faultiere, sehr langsam, was ihm hilft, Energie zu sparen und sich vor Fressfeinden zu tarnen. Sein Fell bietet ebenfalls Lebensraum für Algen, die eine grünliche Färbung verleihen und zur Tarnung beitragen. Durch seine langsame Lebensweise und die Anpassung an das Leben in den Bäumen verlässt es den Baum nur selten, meist zum Kotabsetzen.
Vom Aussterben bedroht: das Zwergfaultier (Bradypus pygmaeus)
Das Zwergfaultier ist mit 48–53 cm das kleinste Faultier und lebt ausschließlich auf der Insel Escudo de Veraguas vor Panama. Aufgrund seines sehr begrenzten Lebensraums und der geringen Population gilt das Zwergfaultier als vom Aussterben bedroht.
Das Zwergfaultier wurde erst 2001 wissenschaftlich beschrieben und ist dadurch eine der jüngsten Entdeckungen unter den Faultieren.
Die Gefahr für das Zwergfaultier besteht vor allem in der Zerstörung seines Lebensraums durch menschliche Aktivitäten, wie Abholzung und Landnutzung. Da es nur auf einer kleinen Insel lebt, ist seine Population besonders anfällig für Umweltveränderungen und Naturkatastrophen.
Zweifinger-Faultiere: Arten und Lebensweise
Zweifinger-Faultiere (Choloepus) gehören zur Familie der Choloepodidae und bilden neben den Dreifinger-Faultieren die zweite große Faultiergruppe. Sie besitzen zwei Finger an den Vorderbeinen und drei Zehen an den Hinterbeinen, was ihnen hilft, sich sicher in den Baumkronen Mittel- und Südamerikas zu bewegen.
Mit einer Körperlänge von 54 bis 75 Zentimeter und einem Gewicht von bis zu 9 Kilo sind sie größer als ihre dreifingrigen Verwandten. Zu den bekannten Arten zählen das Eigentliche Zweifinger-Faultier (Choloepus didactylus) und das Hoffmann-Zweifinger-Faultier (Choloepus hoffmanni), benannt nach dem deutschen Naturforscher Karl Hoffmann.
Zweifinger-Faultiere sind nachtaktiv, leben einzeln und bewegen sich langsam, was Energie spart und sie vor Fressfeinden schützt. Ihre Ernährung ist vielfältig: Neben Blättern fressen sie auch Früchte, Blüten und gelegentlich kleine Tiere wie Insekten oder Vogeleier.
Die Tragzeit beträgt etwa sechs Monate, und meist wird ein Jungtier geboren, das sich mehrere Monate am Bauch der Mutter festklammert. Ihre Halswirbelsäule ist besonders beweglich, obwohl sie wie andere Säugetiere sieben Halswirbel besitzen.
Das Fell ist zottelig und vom Bauch zum Rücken gescheitelt, um Regen besser abfließen zu lassen. Es kann durch Algen grünlich schimmern, was der Tarnung dient. Eine Symbiose mit Motten im Fell ist bekannt, jedoch sind Algen nur bei Dreifinger-Faultieren als Nahrung belegt.
Das Riesen-Faultier
Übrigens: Fossilienfunde zeigen, dass es schon vor über 30 Millionen Jahren Faultiere auf der Erde gegeben hat. Allerdings waren diese häufig deutlich größer, als es unsere heutigen Faultiere sind. Zu den Riesenfaultieren zählten auch Vertreter der größten Gattungen Megatherium. Diese konnten eine Körperlänge von sechs Metern erreichen. Vor etwa 10.000 Jahren starben die meisten großen Faultierarten aus. Heutzutage gibt es nur noch sechs Arten, die man einer der beiden Gattungen Zweifinger- oder Dreifingerfaultiere zurechnet.

Größte Gefahr? Der Mensch!
Gut versteckt ist das Faultier sicher vor Feinden. Auch wenn es so friedlich aussieht, mit seinen Krallen kann es kräftige Hiebe austeilen. Der schlimmste Feind des Faultiers ist allerdings der Mensch, der seinen Lebensraum immer weiter zerstört.
Abgesehen von zwei Faultierarten, dem Kragenfaultier und dem Zwergfaultier, sind Faultiere nach der Liste der bedrohten Arten der IUCN nicht bedroht. Aber: Die Zerstörung der Regenwälder schreitet voran und somit schrumpft der Lebensraum der Faultiere immer weiter.
Gecheckt? – Lebensweise und Besonderheiten von Faultieren
- Faultiere sind keine Faulpelze, sondern Energiesparer: Sie bewegen sich langsam, weil ihre Nahrung aus energiearmen Blättern besteht.
- Sie schlafen rund 9,5 Stunden täglich, hängen aber auch wach oft regungslos in den Bäumen.
- Mit ihren langen Armen, Krallen und Hakenfüßen sind sie perfekt ans Leben in den Bäumen angepasst.
- Am Boden sind sie hilflos und verletzlich, deshalb klettern sie nur selten hinunter. Meist nur einmal pro Woche, um Kot abzusetzen.
- Ihr Fell ist ein Mini-Ökosystem: Dort leben Algen und Insekten. Die Algen tarnen, da sie das Fell grünlich färben, und dienen manchen als Snack.
- Der Scheitel verläuft über den Bauch, damit Regenwasser besser abläuft.
- Obwohl sie an Land schwerfällig sind, können Faultiere erstaunlich gut schwimmen.
- Ihr gefüllter Magen macht fast ein Drittel ihres Körpergewichts aus. Das ist notwendig für die langsame Blattverdauung.
- Früher gab es riesige Faultiere wie das Megatherium, das bis zu sechs Meter groß wurde. Heute leben nur noch sechs kleinere Arten.
- Der Mensch ist die größte Gefahr für Faultiere, da ihr Lebensraum im Regenwald immer weiter zerstört wird.
Bildnachweise: ©Zdenek Machacek via Unsplash+/Özi's Comix Studio (Faultier/Illustration, Faultier am Ast mit Grün), OroVerde/Elke Mannigel (Dreifingerfaultier, Faultier am Ast hängend, Faultier im Grün), OroVerde/Heike Müller (Faultier im Baum)